Spuren und Wege

Paar, Familie, Gruppe

Liebe braucht Mut.
Liebe ist der höchste Grad der Arznei. Das wusste schon Paracelsus. Geliebt zu werden macht uns stark. Zu lieben macht uns mutig.
Die Sehnsucht nach Liebe und einer befriedigenden Partnerschaft und der Wunsch mit Freunden und Familie verbunden zu sein, ist für die meisten Menschen viel wichtiger als der berufliche Erfolg.

Doch es ist eine Sache, sich nach Liebe zu sehnen, aber eine ganz andere, einem realen Menschen zu begegnen. Wenn Sie einen Menschen in Ihre private Welt einladen und Raum und Zeit oder intime Nähe miteinander teilen, birgt das immer ein Risiko der Entäuschung in sich. Sie haben vielleicht den Mut gehabt, Ihr Herz zu öffnen, aber wie reagiert Ihr Gegenüber darauf? Sie fragen sich: “Wie sieht sie/er mich? Ist es so, wie ich wirklich bin?“
Wir sprechen vom „Anderen“, weil ein anderer Mensch sich von uns unterscheidet. Wir machen uns aber kaum bewusst, welche Wahrheit darin steckt. Eigentlich hätten wir viel lieber, dass der/die Andere uns ähnlich ist, zumindest in den Eigenschaften, die wir an uns mögen. Häufig sehen wir unser Gegenüber ja durch die Brille der Verliebtheit über die Maßen idealisiert.

Die Wahrheit ist: Der/Die andere ist anders und wird es immer bleiben.

Wenn die rosarote Brille nicht mehr wirkt, beginnen die Herausforderungen. Um uns geborgener zu fühlen, unterschlagen wir die Andersartigkeit des anderen. Liebe wird an Bedingungen und Werte geknüpft. Nicht selten steht hinter einem Paar die Geschichte der Herkunftsfamilie, die im Hintergrund mächtigen Einfluss auf das Glück oder Unglück der Liebenden ausübt.
Andere zu nehmen wie sie sind, ohne Bewertung, können Sie lernen. Darauf zu vertrauen, dass es das Leben, auch nach schmerzlichen Erfahrungen, gut mit Ihnen meint, ist in einer gewissen Zeit wieder möglich.

Der wichtigste Schritt in diese Richtung ist die Erkenntnis, dass es keine Sicherheit gibt.
Wir alle haben Angst vor Verlust und jagen dem Phantasiebild der Sicherheit ständig nach. Die einzige Möglichkeit, uns dieser Angst zu stellen, besteht darin, den Kontakt zu dem, was ich „Selbstliebe“ nenne, zu stärken. Dies ist das, was uns niemand nehmen kann.
Wenn es uns gelingt, mit einem akzeptierenden, liebevollen Blick auf unser eigenes Leben zu schauen, so wie es ist, dann sind wir nicht mehr so sehr am Boden zerstört, wenn uns jemand verletzt.
Es geht also darum, die innere Bereitschaft zu Selbstliebe immer wieder neu zu erwecken. Denn nur in dem Maße, wie wir uns selbst lieben, können wir auch andere lieben. In den folgenden Seiten werden Sie verschiedene Herangehensweisen und Übungen hierzu finden.

Gertrude Stein hat es einmal so formuliert: „Wiederholen zu lieben ist eine Art zu Sein.“ – Ich verstehe darunter, dass es eine Kunst (engl.:art) ist, die Übung braucht. Und dass Mut nötig ist, immer wieder neu das Risiko zu lieben einzugehen. Aber es lohnt sich – immer!

In der Paar-, Familien-, oder Gruppentherapie geht es darum, den Weg freizumachen, damit wieder Achtung, Wertschätzung und Liebe fließen können. Und das bedeutet in erster Linie, dass Verständnis und Kommunikation zwischen den Parteien geübt und verbessert werden müssen.

Die systemische Paar- und Familientherapie sieht den einzelnen Menschen immer im Beziehungsgefüge mit seiner Umwelt im weitesten Sinne. Verständnis und Kommunikation zwischen den Parteien wird dabei geübt und verbessert. Ebenso wird fokussiert, wie ein Mensch in der Partnerschaft, in der Familie, am Arbeitsplatz und in der Gesellschaft eingebunden und verwoben ist. Es wird darüber hinaus gefragt, welche Einflüsse alte Verbindungen über Generationen und Kulturen hinweg haben.

Diese Methode ist hilfreich bei allen Arten von Krisen, die mit Kontakt und Kommunikation zu tun haben. Sie schult die Konfliktfähigkeit, sie erweitert die Handlungskompetenz und sie motiviert zum akzeptierenden Umgang mit sich selbst und mit anderen Menschen.